Ein Jahr Crossfit als Seniorin

„Was mache ich hier eigentlich? Hallo, ich bin 58 Jahre alt!“ so oder so ähnlich rede ich mit mir selbst, wenn ich mich zwischen den vielen Jungen in der Box stehen sehe und auf das Board (früher Tafel) mit dem heute zu absolvierenden WOD (workout of the day) schaue.

„Schaffe ich das wirklich in der vorgegebenen Zeit?“ Yeah, ich habe es geschafft und habe mich gequält, bin außer Atem, schwitze wie ein Stier und bin so happy. „Das ist genau das, was ich gebraucht habe!“

Ich habe mit CrossFit vor über einem Jahr begonnen. Ich, ein eher unsportlicher Typ von klein auf, besuchte seit mehr als 13 Jahren diverse Fitness-Studios. Na ja, man muss ja was tun, dachte ich. Warm machen auf dem Laufband, danach diverse Geräte je 3 Sätze – eine Std. rum – fertig.

Irgendwie ist das schon langweilig geworden und abschalten vom Alltag hat auch nicht funktioniert, denn so wirklich hat man sich ja dann doch nicht angestrengt.

André, unser Sohn, animierte uns dann zum Mitmachen bei CrossFit. Zunächst Verweigerung „Das schaffe ich doch nicht, sind zu alt für so was – lass mal.“ – dann „Na ja ich kann’s ja mal probieren“.

Sit- ups, Squats, Push-ups, Pull-ups – also, ich versteh’ nur Bahnhof.

Mein erstes CrossFit-Training war eher frustrierend. Squats (Kniebeugen) gehen nur sehr beschwerlich bis auf eine Bank. Push-ups (Liegestützen) habe ich noch nie gekonnt – mache ich ebenfalls auf einer Bank. Pull-ups mache ich an Ringen. Sit-ups – oh je meine Füße bleiben gar nicht auf dem Boden – kein Problem, die Kurzhantel hält sie unten.

Am Ende bin ich total erschöpft, aber fühle mich irgendwie gut.

Der nächste Tag – Muskelkater ohne Ende an den Stellen, wo ich dachte, ich hätte gar keine Muskeln. Jetzt bin ich angepickst – ich will mehr davon.

Bilanz nach einem Jahr: Geht nicht, gibt’s nicht! Jede Übung lässt sich individuell skalieren und ich kann alles mitmachen.

„Allen älteren Lesern dieses Blogs, deren Interesse ich vielleicht an CrossFit geweckt habe, kann ich nur ein Probetraining empfehlen. Ihr werdet sehen, CrossFit macht in positivem Sinne süchtig.“

Mittlerweile kann ich Single-Unders (Seilspringen war täglich als Kind angesagt, hatte ich total verlernt und mich dementsprechend auch blöd angestellt, dass ich mich über mich selbst geärgert habe.) Heute mache ich in einem WOD 200 Stück.

Meine größte Herausforderung waren die Box-jumps (ja eigentlich ganz einfach – auf eine Kiste springen.) Denkste – ich habe gescheut wie ein Gaul. Aber Dank der guten Coaches wurde mir die Angst peu à peu genommen. Zunächst sprang ich eben nur auf eine Gewichtscheibe 10-15 cm hoch. Beim nächsten Mal waren es dann 2 Gewichtscheiben, dann 3 Stück usw. Dann der Durchbruch: die Scheiben waren so hoch wie die Box und ich wagte es – Juchhu ich hab’s geschafft und durfte vor allen Mitstreitern die Glocke läuten, die lautstark verkündete, dass ich meinen PR (personal record) verbessert hatte.

Es gibt Trainingsgeräte, die kannte ich vorher gar nicht. Die Kettlebell schwingen, ist zu meinem Favoriten geworden (danke Christina ?)

CrossFit ist für mich eine wunderbare Form der Leibesertüchtigung geworden, die mich ungemein fordert und mich auch in meinem Alter an meine Grenzen bringt. Doch komischer Weise verschiebt sich die Grenze ständig nach oben! Ob Deadlifts, Overhead Squats, Push Press u.v.m. ich merke, ich werde immer stärker.

Mein Körper hat sich verändert, ich habe Muskeln, wo andere in meinem Alter Winkearme haben – lach.

Ich fühle mich von den jungen Wilden voll akzeptiert und wenn ich denke, es geht nichts mehr, dann motivieren sie mich und siehe da, es geht weiter.

Ich beteilige mich an Challenges (Wettkämpfen) und es macht richtig viel Spaß miteinander zu „fighten“ (muss mich ja auch der Sprache etwas anpassen.)

Wenn ich morgens um 08:00 Uhr die Box nach einer Stunde intensivem Training verlasse, fühle ich mich zwar erschöpft aber unglaublich gut. Der Kopf ist frei, da ich während des Trainings an nichts anderes denken kann – ich muss mich voll auf mich und meinen Körper konzentrieren.

Ein Jahr CrossFit hat mich zu einem fitteren Menschen gemacht. Ich habe gelernt, wie man sich richtig bückt, etwas aufhebt oder auch selbst leichter aufstehen kann (Turkish Get-Up).

Danke dafür CrossFit-Limburg.

Ich hoffe, ich kann noch lange mitmachen, Teil eurer wunderbaren Gemeinschaft sein und mein PR verbessern.

Allen älteren Lesern dieses Blogs, deren Interesse ich vielleicht an CrossFit geweckt habe, kann ich nur ein Probetraining empfehlen. Ihr werdet sehen CrossFit macht in positivem Sinne süchtig.

In diesem Sinne „Happy Birthday“ CrossFit-Limburg

Eure Bärbel